Recycling ist wichtig. So gut wie jeder Deutsche kennt die Mülltrennung und laut aktuellen Statistiken ist Deutschland einer der Vorreiter in Sachen Recycling. Aber stimmt das auch? Es herrscht ein Wirrwarr an Siegeln und Recyclingcodes, die viele BürgerInnen nur schwer entziffern können. Klare Entsorgungshinweise auf jeder Verpackung und eine Recyclingampel wären hingegen wirksame Maßnahmen, um den BürgerInnen das Recycling näher zu bringen, Fehlwürfe bei der Mülltrennung zu minimieren und die Recyclingquote zu erhöhen.

Übersicht: Forderungen für ein besseres Recycling

  • Aufgrund von Verbundverpackungen und unterschiedlich gut recycelbaren Plastiktypen ist das richtige Trennen von Kunststoff im 21. Jahrhundert komplizierter geworden. Erneute Aufklärungsarbeit bei VerbraucherInnen ist gefordert, um die Sortierfähigkeit von Plastikmüll zu verbessern.
  • Der Grüne Punkt ist nicht mehr aktuell und muss entweder abgeschafft werden oder ein Update erhalten, da er sonst nur für Verwirrung bei VerbraucherInnen sorgt.
  • Mehrere Unternehmen nehmen eine Vorreiterrolle ein und versehen ihre Produktverpackungen mit freiwilligen Entsorgungshinweisen. Diese Entsorgungshinweise müssen verpflichtend für alle Unternehmen auf allen Produktverpackungen abgebildet werden, um Fehlwürfe bei der Mülltrennung möglichst gering zu halten. Unternehmen müssen die Umweltkosten weiterhin selbst tragen.
  • Durch eine verpflichtende Recyclingampel soll die Produktion von recyclingfreundlichen Verpackungen/Produkten angekurbelt werden. Es muss zukünftig auf einen Blick erkennbar sein, wie gut das Produkt zu recyceln ist.
  • Unternehmen, die langlebige, reparierbare, recycelbare sowie verpackungsarme Produkte herstellen, müssen durch Subventionen belohnt werden. Die Verwendung von Einwegprodukten, Verbundverpackungen und eingeplanter Verschleiß der Produkte (Obsoleszenz) solle dahingegen stärkere Sanktionen erhalten als dies heute der Fall ist.

Fakten zur Recyclingquote: Nicht so hoch wie angenommen!

In der letzten Erhebung fielen in Deutschland 6,15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Davon waren 5,20 Millionen Tonnen Post-Consumer Abfälle, das heißt Abfälle, die bei VerbraucherInnen anfallen. Rund 39 Prozent der Post-Consumer Abfälle werden werk- und rohstofflich verwertet und gelten damit als offiziell recycelt. Diese Zahlen bestätigte das Umweltbundesamt (UBA). Leider sind diese Zahlen irreführend.

Als offiziell recycelt gelten alle Kunststoffabfälle, die an Recyclingunternehmen geliefert werden. Es gibt allerdings keine Sicherheit, dass der Plastikabfall tatsächlich recycelt wird. So gelten auch in das Ausland exportierte Kunststoffabfälle als offiziell recycelt. Eine echte Kreislaufwirtschaft existiert in Deutschland also nicht. Die Gründe für die niedrige Recyclingquote sind vielfältig:

Niedrige Recyclingquote Gründe Darstellung

Die tatsächliche Recyclingquote für Post-Consumer Kunststoffabfälle wird laut Plastikatlas der Heinrich Böll Stiftung auf lediglich 15,6 Prozent geschätzt. 2018 stieg die Anzahl des Verpackungsabfalls um 0,7 Prozent zum Vorjahr und erreichte einen neuen Höchststand.

Darüber hinaus zeigen aktuelle Studien, dass die Deutschen beim korrekten Recycling deutlichen Nachholbedarf haben: In einer repräsentativen Umfrage gaben ca. 67,2 Prozent an, dass sie ihren Hausmüll korrekt trennen würden. Das macht eine Quote von 32,8 Prozent, die ihren Hausmüll nicht korrekt trennen! In den Sortieranlagen für die Gelbe Tonne wird knapp ein Drittel des Mülls als Fehlwurf deklariert. Das bedeutet, dass Müll in die falsche Tonne einsortiert wird, was ein effizientes Recycling enorm erschwert und die Recyclingquote verringert.

Warum ist Plastik so schlecht für die Umwelt?

Seit 1907 erleichtert uns der Kunststoff das alltägliche Leben. Doch er ist nur schwer und sehr langsam abbaubar und gelangt in großen Mengen in die Umwelt, wo er Schäden anrichtet. Besonders die Meere leiden unter der hohen Verschmutzung von Plastiktüten und anderen Kunststoffabfällen. Meeresbewohner verwechseln Plastikteile mit Nahrung und verschlucken diese. Neben der Verunreinigung der Umwelt hat die Plastikindustrie auch einen bedeutenden Beitrag zum Anstieg der Treibhausgase geliefert. Darüber hinaus legen Studien nahe, dass Plastik gesundheitsgefährdend ist. Es steht im Verdacht, krebserregend zu sein und den Hormonspiegel zu beeinflussen. Es kann zu Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit, Diabetes und weiteren Erkrankungen führen. Heutzutage ist Mikroplastik (kleinste Plastikteile) überall auf unserem Planeten zu finden. Es wurde sogar im menschlichen Körper und in den Tiefen der Meere entdeckt.

Update Grüner Punkt: Entsorgungshinweise nicht mehr aktuell

Eingeführt 1990 hat der Grüne Punkt dazu beigetragen, dass die Gelbe Tonne sowie das Recycling von Plastik in den Alltag eingekehrt ist.

Der Grüne Punkt wurde durch viele Werbekampagnen beworben. Hier ein TV-Werbespot aus den 1990er Jahren:

YouTube video

Aufgedruckt wurde der Grüne Punkt auf Verpackungen, wenn der Hersteller am dualen Recyclingsystem teilgenommen und für die Verpackungsverwertung und –sammlung vorab Zahlungen geleistet hat.

Das Problem:
Produkte bestehen heute aus verschiedensten Kunststoffverbindungen, die unterschiedlich recycelt werden müssen. Bereits seit 2009 wird das Zeichen nicht mehr auf allen Produkten abgebildet. Die Verwendung sorgt heute für viel Verwirrung, weil der Grüne Punkt keine zeitgemäßen Recyclingvorschriften vorgibt.

Forderung:
Der Grüne Punkt, der die Trennung von Leichtverpackungen in die Köpfe der Menschen gebracht hat, braucht ein Update oder muss ganz verschwinden.

Leichtverpackungen aus verschiedenen Materialien: Trennung der Produktbestandteile häufig unbekannt

Entscheidend für das Recycling ist das Material des Produktes. VerpackungstechnikerInnen setzen auf die Kombination von unterschiedlichen Plastikarten oder ersetzen Plastik mit anderen Rohstoffen wie Papier, um ein besseres Recycling zu erreichen.

In Deutschland wird zwischen 7 verschiedenen Recyclingcodes unterschieden, wie wir bereits in einem weiterführenden Artikel über Plastikmüll berichtet haben. Je nach Material kann das Produkt entweder sehr gut (PET-1) oder sehr schlecht (O-7) recycelt werden.

Wenn nun der Deckel des einen Produktes ein anderes Material als die Hauptverpackung besitzt, kann ein eigentlich gut zu recycelndes Plastik wegen des anderen Materials nicht wiederverwertet werden. Die Trennung einzelner Verpackungsbestandteile ist unabdingbar geworden und muss so auch kommuniziert werden.

Lösung des Problems:
Visuell sind die unterschiedlichen Plastikcodes manchmal besser, manchmal schwieriger auseinanderzuhalten. Die Trennung der einzelnen Bestandteile einfacher Verpackungen, wie Deckel und Hauptverpackung, ist fast gänzlich unbekannt. Die zusätzliche Verwendung von Verpackungen, die durch andere Stoffe ummantelt sind, erweitert die Verantwortung beim Sortierungsprozess. Die VerbraucherInnen müssen in vielen Fällen Papier von Plastik trennen oder bewusst die unterschiedlichen Verpackungsbestandteile voneinander entfernen, damit ein vollständiges Recycling möglich ist.

Forderung:
Es muss mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. VerbraucherInnen müssen eindeutig wissen, wie Verpackungen des 21. Jahrhunderts richtig getrennt werden.

Verpflichtende Entsorgungshinweise auf alle Produkte: Einzige effiziente Lösung für besseres Recycling

Da die Komplexität der Verpackungen weiter zunehmen wird, Verbundstoffe verschiedenster Art zum Einsatz kommen und es zu viele Produkte gibt, die eine ungenaue Vorschrift wie den Grünen Punkt zulassen, ist es notwendig, dass die VerbraucherInnen korrekt und transparent über das Recycling jedes Bestandteils eines Artikels informiert sind. So kann die Quote der Fehlwürfe bei der Mülltrennung minimiert und die Recyclingquote erhöht werden.

Die entsprechenden Recyclingcodes werden bereits auf Verpackungen abgedruckt. VerbraucherInnen können mit diesem Hinweis aber nur wenig anfangen, da unzureichend über die Trennung einzelner Bestandteile informiert wird.

Das Verpackungsgesetz sieht für 2022 eine Erhöhung der Recyclingquote von Kunststoffverpackungen auf 63% vor. Aldi oder Edeka nehmen diese Forderung ernst und sehen Entsorgungshinweise auf den Verpackungen als eine gute Methode, um die Recyclingquote zu erhöhen. Beide Unternehmen drucken bereits seit einiger Zeit unter dem Label „Trennen für die Umwelt“ Entsorgungshinweise auf die Produkte ihrer Eigenmarken.

Entsorgungshinweise Trennen für die Umwelt

Entsorgungshinweise auf verschiedenen Verpackungen. Links ein Milchkarton. In der Mitte eine Verpackung von Süßigkeiten. Rechts ein Joghurtbecher.

Nicht nur diese freiwilligen Initiativen zeigen, dass es eine Notwendigkeit für Entsorgungshinweise gibt: Auf vielen weiteren Artikeln bekannter Hersteller werden Hinweise zur richtigen Trennung der Produkte gegeben. So wird auf zahlreichen Joghurtbechern ein zusätzliches Papieretikett angebracht, dass vor dem Wegwerfen zwingend vom eigentlichen Produkt getrennt werden muss. Der entsprechende Hinweis ist auf dem Produkt vermerkt.

Lösung des Problems/Forderung:
Entsorgungshinweise werden derzeit auf freiwilliger Basis integriert und helfen VerbraucherInnen dabei, das Produkt korrekt zu recyceln. Für eine deutliche Verbesserung der Recyclingquote muss die Kennzeichnung auf jeder Verpackung mit aussagekräftigen Hinweisen versehen werden.

Einführung einer Recyclingampel auf der Verpackung: Anreiz für Unternehmen und VerbraucherInnen zu besserem Recycling

Schlecht recycelbare Plastiktypen überwiegen bei der Verpackungsproduktion. Deutliche Entsorgungshinweise könnten zwar die Recyclingquote verbessern, diese Maßnahme löst aber nicht den Kern des Problems.

Die Verschwendung von Ressourcen muss den VerbraucherInnen bewusst gemacht werden. Die Kaufentscheidung sollte nicht nur anhand des Preises, sondern auch anhand des ökologischen Mehrwerts getroffen werden.

Unsere politische Forderung einer Recyclingampel auf der Verpackung soll den VerbraucherInnen im Einzelhandel eineeinfache, visuelle Anreize geben, um eine nachhaltige, recyclingfreundliche Kaufentscheidung zu treffen.

Anhand von mehreren Faktoren soll ein Ampelaufdruck auf der Verpackung verdeutlichen, wie gut recycelbar das Produkt ist. Es soll mit rot eine schlechte, mit gelb eine mittlere und mit grün eine sehr gute Recyclingfähigkeit angezeigt werden.

VerbraucherInnen, die sich für Nachhaltigkeit und Recycling interessieren, werden sich eher für den Kauf eines Produktes mit grüner Recyclingampel entscheiden. Dahingegen werden Produkte mit rotem Warnsignal eher gemieden. Durch die zusätzliche Beschriftung wird Druck auf die Unternehmen ausgeübt, sodass eine rote Klassifizierung vermieden wird und bessere, recycelbare Verpackungen entworfen werden. Die bis dato freiwilligen Vorkehrungen für mehr nachhaltige Verpackungen sollen über diese Vorgabe weiter und besser gefördert werden.

Forderung:
Einführung einer verpflichtenden Recyclingampel auf jeder Verpackung, welche die Recyclingfähigkeit des Produktes anzeigt.

Fazit: Mehr Aufklärung und Transparenz für die Verpackung des 21. Jahrhunderts

Wenn neue Regelungen eingeführt werden, müssen VerbraucherInnen allumfassende Informationen erhalten. Der Grüne Punkt von 1990 hat VerbraucherInnen gelehrt, dass die Trennung von Leichtverpackungen essentiell ist. Dass durch bessere Recycling- und Sortierprozesse heute weitaus mehr Plastikbestandteile recycelt werden können, muss mehr VerbraucherInnen näher gebracht werden.

Verpflichtende Entsorgungs- und Trennhinweise sollen VerbraucherInnen bei der richtigen Sortierung der einzelnen Komponenten helfen, damit Fehlwürfe bei der Mülltrennung minimiert und die Recyclingquote gesteigert werden kann. Unsere Forderung nach einer Recyclingampel ist dabei ein Ansatz, um eine aktive Aufklärung der BürgerInnen anzuregen. Mindestens aber sollten alle Lebensmittelverpackungen mit Materialtrennhinweisen versehen werden! Und genau dies fordern wir nun via Entsorgungshinweise.de

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